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Wissenswertes über Gröden

Gröden ist ein etwa 25 km langes Seitental des Eisacktales und liegt im Nordwesten der Südtiroler Dolomiten. Es zieht sich von Waidbruck (471 m) hinauf bis zum Sellastock bzw. zu den Passübergängen Sella- und Grödnerjoch.

Das eigentliche sprachliche und touristische Gebiet Grödens beginnt bei der Enge von Pontives, ca. 9 km taleinwärts, wo auch die Sprachgrenze zwischen dem Deutschen und dem Ladinischen liegt. Hier beginnt also das ladinische Gröden, das die Gebiete der Gemeinden St. Ulrich (ladinisch: Urtijëi), St. Christina (ladinisch: Santa Cristina) und Wolkenstein (ladinisch: Sëlva) umfasst.

Die Fraktionen an den Nordhängen der Seiser Alm gehören geographisch und sprachlich zu Gröden, sind aber seit alters her der Gemeinde Kastelruth (ehemaliger Gerichtssitz) einverleibt. Hier liegt auch die Ortschaft Pufels (Bula), die kirchlich eine eigene Pfarrei bildet.

Über die Vorzeit im Dolomitengebiet ist heute nicht viel bekannt. Manche Funde bekunden zwar eine frühe Besiedlung dieser Landstriche, doch im Allgemeinen kann man über die genaueren Lebensformen nur Vermutungen anstellen.

Ein Fund in Gröden ließ vor Jahren die Archäologen aufhorchen: am "Plan de Frea" wurden bei Ausgrabungsarbeiten Gegenstände aus grauer Urzeit gefunden. Archäologen datierten diese Funde mit 6000 Jahren vor Christi Geburt. Bei den Pfeilspitzen, Nadeln und übrigen Geräten handelt es sich dabei um die erwiesenermaßen ältesten prähistorischen Funde im gesamten Dolomitengebiet. Waren es nun Jäger, die auf ihren Streifzügen unter dem riesigen Felsblock am Plan de Frea (unterhalb des Grödnerjoches) eine provisorische Unterkunft - zumindest in den Sommermonaten - suchten? Wahrscheinlich trifft diese Vermutung zu, denn an eine fixe Besiedlung des Ortes ist in den Wintermonaten wohl nicht zu denken.

Die zweitältesten Funde stammen aus der La Tene Zeit. Am Col de Flam bei St. Ulrich wurden bronzene Fibeln, Schmuckstücke, eiserne Äxte, gallische Langschwerte und primitive Bauerngeräte gefunden. 400 v. Ch. soll es solche Gegenstände gegeben haben. Wie man sieht, klafft eine Lücke von über 5000 Jahren zwischen den beiden Funden.

Die erste Urkunde über Gröden stammt aus dem Jahr 999: in diesem Jahre übergibt der bajuwarische Gaugraf Otto von Andechs dem Bischof Gotschalk vom Stifte Freising unter anderem das "Forestum ad Gredine" – ein Waldgebiet in Gröden.

Die millionenjährige Geschichte des Grödnertals

Wussten Sie dass die Dolomiten einst Korallen-Atolle waren?
In einer prähistorischen Zeit war das Gröden Tal in einem Korallenmeer versunken; der Sellastock und der Langkofel waren Atolle und Bullaccia war ein Unterwasservulkan.

Wer die geologischen Wurzeln des Grödnertals verstehen möchte, sollte unbedingt das Museum Gherdëina besuchen, wo die Knochen eines Ichthyosauriers in einer Vitrine zu sehen sind. Das Fossil des Meeresreptils wurde 1968 auf dem Gipfel der Seceda entdeckt. Dieser Gigant ist über 240 Millionen Jahre alt, ähnelt einer Walart und erinnert uns daran, dass hier einst alles von einem urzeitlichen Korallenmeer bedeckt war, in dem die Gipfel des Sellastocks und des Langkofel Atolle bildeten und der Puflatsch ein Unterwasservulkan war.

Insbesondere hat sich die Seceda als Schatztruhe für historische Relikte und Fundstücke erwiesen und ist dank ihrer geologischen Schichtung, die uns die Entstehungsgeschichte dieses Gebiets offenbart, ein Naturdenkmal von unschätzbarem Wert.

Das Museum Gherdëina bietet den Besuchern einen faszinierenden Einblick in die Evolution des Tals, eine Entdeckungsreise, die vor Millionen von Jahren beginnt und uns auf einen Streifzug durch die Geologie, Paläontologie, Flora und Fauna, Archäologie und Kunstgeschichte begleitet. Neben den Fossilien und dem Ichthyosaurier können antike Werkzeuge und die Zeugnisse eines alten und tief verwurzelten Volksglaubens wie das große Fastentuch bewundert werden.

Museum Gherdëina

Fischsaurier von der Secëda hautnah erleben

Auge in Auge mit einem zehn Meter langen, mit spitzen Zähnen bewaffneten Fischsaurier: Auch wenn der Ichthyosaurus Cymbospondylus vor 241 Millionen Jahren gelebt hat, ist eine solche Begegnung doch möglich – dank virtueller Realität und einer neuen Attraktion im Museum Gherdëina.
Die Grundlage des VR-Erlebnisses bilden die 1968 auf der Secëda gefundenen versteinerten Knochenreste eines Fischsauriers, die zu den ältesten ihrer Art weltweit zählen. Sie dienten Experten als Ausgangspunkt einer wissenschaftlichen Rekonstruktion. Sie umfasst nicht nur den Saurier selbst, sondern auch sein Habitat im Urmeer Tethys, das er fast 100 Millionen Jahre lang beherrscht hat.
Der Ichthyosaurus Cymbospondylus, halb Fisch, halb Eidechse, war ein beeindruckendes Tier. Dank virtueller Realität kann er ab 2021 im Museum Gherdëina in St. Ulrich hautnah erlebt werden. Ein Video des Projekts des jungen Paläontologen Nicola Castelnuovo zeigt, wie riesig dieses Meerestier war, das vor 240 Millionen Jahren den Tethys-Ozean beherrschte.

Secëda - 240 Millionen Jahre Geschichte der Erde und des Lebens

Secëda ist nicht nur ein wunderschöner Berg in Gröden mit einmaliger Aussicht sondern ist auch aus geologischer Hinsicht von weltweit einzigartigen Bedeutung. Die einmaligen Versteinerungen aus den geologischen Formationen der Secëda, wie etwa die verkohlten Reste des Nadelbaums Ortiseia, der Fisch Archaeolepidotus und die Skelettreste des großen Fischsauriers Cymbospondylus sind Zeugen unserer Erdgeschichte und locken Geologen aus der ganzen Welt nach Gröden. In Zusammenarbeit mit dem Paläontologen Andrea Tintori der Universität Mailand hat das Museum Gherdëina eine stratigrafische Tafel mit Erklärungen zur Schichtenabfolge und den fossilen Funden der Secëda ausgearbeitet, die nun an der Mittelstation Furnes am Fuße der Secëda für die Wanderer und alle Interessierten einsehbar ist.

Südtirols Wiege der Kunst

Die Wurzeln der traditionellen Holzschnitzerei gehen in Gröden weit in die Vergangenheit zurück: Schon um 1600 begannen die Familien in den Wintermonaten mit der Herstellung von Gebrauchsgegenständen, religiösen Figuren und Kinderspielzeug aus Holz, die sie dann im Frühjahr auf den Märkten verkauften. Im späten 18. Jahrhundert entwickelte sich aus dieser Heimarbeit ein Handwerk, das für die lokale Wirtschaft große Bedeutung gewann. Außerdem begünstigten die neuen Kunst- und Berufsschulen eine moderne Industrie, die im Entstehen begriffen war. Die Grödner Schnitzer entdeckten neue Arbeitsverfahren und legten den Grundstein für ein vielseitiges und innovatives Kunsthandwerk, das sie meisterlich beherrschten. Heute arbeiten mehr als 200 Künstler und Bildhauer im Grödental, viele stellen ihre Werke weltweit in bedeutenden Galerien und Kunstmuseen aus.

Damit kommen wir zurück zum Tal, wo das Museum Gherdëina zusammen mit UNIKA (der Grödner Künstlervereinigung) erneut die Kreativität und das künstlerische Können seiner Bewohner unter Beweis stellt. Im Museum werden einzigartige Werke der Bildhauerei und Malerei sowie die komplette Sammlung des Grödner Spielzeugs gezeigt, das im 19. Jahrhundert in die ganze Welt exportiert wurde. Gliederpuppen und Schaukelpferde, Figuren in Form von Akrobaten und Tänzerinnen, Turnern und Kutschern warten auf die Besucher, um zu neuem Leben zu erwachen.

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